Bernhard Letterhaus - sie nannten ihn Stichflamme
„Stichflamme“, so wurde Bernhard Letterhaus von seinen Freunden genannt, wenn er sich über die politische und gesellschaftliche Situation in der Weimarer Republik ereiferte, und dabei engagiert seine Gedanken entwickelte.
In diesem Jahr erinnern zwei Daten an Bernhard Letterhaus: der 10. Juli, an dem er vor hundertzehn Jahren (1894) in Barmen geboren wird, und der 14. November, als er vor sechzig Jahren (1944) in Berlin-Plötzensee hingerichtet wird.
Kindheit und Jugend verbringt er in unserer Gemeinde, er wohnt am Rott in der Tannenstraße 136. Nach dem Besuch der Volksschule macht er eine Lehre als Bandwirker.
Den ersten Weltkrieg erlebt er als Infanterist. 1919 wird er Parteisekretär des Zentrums in Barmen, danach Verbandssekretär im Zentralverband christlicher Textilarbeiter in Düsseldorf.
1927 ist er Verbandssekretär des „Westdeutschen Verbandes katholischer Arbeiter-Vereine“. Hier findet er seine geistige Heimat. Er wohnt im Kettelerhaus der KAB in Köln, heiratet 1929, wird Mitglied des Preußischen Landtages in Berlin und lernt dort schon Göring, Göbbels und Hitler kennen, auch Freisler, der ihn später verurteilt.
Früh sieht er die Gefahr und warnt in Vorträgen und Schriften eindringlich vor der Gefahr des Nationalsozialismus.
Den damaligen Reichskanzler Brüning unterstützt er und befürwortet die "Notverordnungen" des Kabinetts. "Schwarzseher" nennt man ihn, wenn er schreibt, wie u.a. am 11.Juni 1932 in der Westdeutschen Arbeiterzeitung (WAZ) der KAB: "Die Nationalsozialisten ... kämpfen gegen den Parteienstaat, und was sie aufrichten wollen, ist der Parteistaat. Nichts anderes ist das Dritte Reich." Letterhaus nennt Hitler und seine Gefolgsleute in klarer Sprache "Größenwahnsinnige, Volksbetrüger, Hohlköpfe, Abenteurer, die das Volk ins Unglück stürzen werden."
Bis 1939 versucht er, die Verbandsarbeit der KAB weiterzuführen. Dann wird Letterhaus eingezogen und 1942 zum Oberkommando der Wehrmacht in Berlin versetzt. Hier nimmt er an Gesprächen zur politischen Neuordnung Deutschlands teil im Kreis des Widerstands um Goerdeler und Pater Alfred Delp.
Für den Fall des Umsturzes ist er als Minister für den Wiederaufbau vorgesehen. Aber das Attentat am 20. Juli 1944 misslingt, auch Letterhaus wird verhaftet und kommt ins Gefängnis Berlin-Tegel.
Am 13. November ist die Verhandlung vor dem Volksgerichtshof in Berlin unter Freisler, der das Urteil spricht: Tod durch Erhängen.
Am folgenden Tag, um 17.00 Uhr, wird Bernhard Letterhaus in Plötzensee hingerichtet.

In unserer Kirche sehen wir Bernhard Letterhaus auf der ersten Station des Kreuzwegs.
Er steht neben Christus als ein "Martyrer seines Gewissens", als einer, der auch unschuldig durch einen ungerechten Richter verurteilt wird.

Die katholische Schule an der Carnaper Straße trägt seinen Namen.
Dort ist ein Relief in Kreuzform von Ernst-Gerd Jentgens mit Tafeln zum Leben von Letterhaus.
Sein Wirken und Sterben ist Beispiel und Vermächtnis für uns, nicht angepasst zu leben, sondern die Zeichen der Zeit zu erkennen und im Alltag als Christ zu leben.
Letterhaus war "Stichflamme", weil er impulsiv und engagiert gegen Unrecht eintrat. Klar nannte er es beim Namen.
Am Wohnhaus in der Tannenstraße 136 steht sein Wort auch an uns: "Wenn nur die Arbeiterschaft am Denken bleibt."
Ein Ehrengrab ist auf dem Friedhof an der Schützenstrasse.